Tenna, den 3. November 2019
Neue Blickwinkel im Bündner Älplerverein
Der Verein nimmt die Interessen, Bedürfnisse und Anliegen der Älplerinnen und Älpler wahr und steht dafür ein. An der GV in Safien waren auch der fachliche Austausch und die Geselligkeit von Bedeutung. Das Präsidium wechselte von Frau zu Frau.
Zügig und mit klaren Worten führte die Präsidentin Cornelia Aliesch zum letzten Mal durch die Traktanden und blendete zurück auf das Wintergespräch, den Vereinsausflug und anderes mehr. Wegen Cornelias Wegzug in die Innerschweiz wurde Christa Buchli-Michael, Safiental, mit Applaus zur neuen Vereinspräsidentin gewählt. Im Verein sind Hirten, Sennen, Zusennen wie auch Alpmeister und andere Funktionäre als Mitglieder anzutreffen. Älplerinnen und Älpler sind während der Sömmerungszeit weitgehend auf sich selbst gestellt und müssen vor allem über Fähigkeiten im Umgang mit den anvertrauten Tieren verfügen. Die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern können unterschiedlich sein und sind doch eng miteinander verknüpft. Der Verein bietet eine Plattform für gegenseitige Verständigung und das Angehen von neuen Herausforderungen, die nicht auf sich warten lassen.
Der Wolf verändert das Alpsystem
Das Augenmerk auf einen reinen Schafhaltungsbetrieb im Innern des Tales wurde durch den Vortrag des Gastredners und Schafbauern Simon Buchli gerichtet. Mit seiner Frau und weiteren drei Ehepaaren werden die mächtigen Landschaftsflanken des Bruschghorns während 110 Tagen mit rund 600 Schafen bestossen. Der Bauer betont: «Wir müssen akzeptieren, dass der Wolf da ist und jede Lücke zu nutzen weiss. Seit dem Sommer 2019 hat sich die Situation drastisch verändert. Wir brauchen einen Plan B. Im Beveringebiet hat sich ein Wolfsrudel gebildet und es wird nicht das einzige bleiben. Es wurden mehr als zwei Handvoll Ziegen und Schafe gerissen. Wir werden unseren Herdenschutzhundebestand von vier auf sechs Hunde erhöhen.» Die Sache mit den einsatzfähigen Hunden müsse aber funktionieren. Auch Hunde hätten ihre Tücken. Zur umsichtigen Weideführung der Hirtschaft mit Pferchplätzen, Wasserstellen und Zäunen komme der Umgang mit den Hunden und die mentale Belastung bei Rissen hinzu. – Simon Buchli berichtet, dass die automatischen Hundefütterungsanlagen alle 2-3 Tage aufgefüllt würden. Noch wichtiger sei für die Hunde der Zugang zu genügend Wasser. Glücklicherweise hätten sie eine stabile, ruhige Herde. Durch die Weiden sei kein Wanderweg geplant. Es bestünde ein gutes Einvernehmen mit der Wildhut und Alpwirtschaft im Safiental. Neue touristische Vorhaben, Politik, Gesellschaft, Nachbarn und Vollzugsstellen würden den Bauern die Sömmerung von Tieren nicht erleichtern. Es brauche jetzt rechtliche Grundlagen bei der Haltung von Herdenschutzhunden. Deren Winterhaltung auf den Höfen benötigte Erfahrung und kluge Einrichtungen. Der Referent fragt sich: «Hat die Sömmerung von Schafen in der Schweiz noch Platz?»
Gefühlsstarkes Rahmenprogramm
Zu Beginn des Anlasses wurde die genossenschaftlich geführte Metzgerei Safiental durch Metzger Stefan Buchli vorgestellt und besichtigt. Gemeinderat Armin Buchli begrüsste die Versammlung und wies auf touristische Erschliessungen hin. Ein durchgehender Alpenhöhenweg auf der linken Talseite und die Umnutzung eines Alpgebäudes zu einer Gastwirtschaft und Herberge seien in Planung. Im Gemeindegebiet zählt man 31 Sömmerungsbetriebe, davon 5 Kuhalpen. Es gibt 6 Allmenden und 25 Alpenbetriebe welche Privaten, Genossenschaften oder der Gemeinde gehören.
Elisabeth Bardill